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Altpapierbranche hat Dauerkrise bewältigt

30.03.2023 Die Altpapierbranche hat ihre dreijährige Dauerkrise bewältigt, so der Vorsitzende des Fachverbands Papierrecycling und Vizepräsident des Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse), Werner Steingaß, auf dem 25. Internationalen bvse-Altpapiertag in Stuttgart.

Werner Steingaß, Vorsitzender des bvse-Fachverbandes Papierrecycling und Vizepräsident des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung
© Foto: bvse
Werner Steingaß, Vorsitzender des bvse-Fachverbandes Papierrecycling und Vizepräsident des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung

 

Die konjunkturbedingten Schwierigkeiten der Papierbranche hätten zu einem zeitweisen Aufbau der Lagebestände geführt, so Steingaß laut einer Verbandsmitteilung. In dieser schwierigen Gemengelage habe sich der Altpapier-Export als unverzichtbares Ventil erwiesen.

 

Ohne dieses Ventil der Marktentlastung hätte die Krise nicht bewältigt werden können. Europa sei Nettoexporteur von Altpapier in Höhe von rund sechs Millionen Tonnen pro Jahr. Exporte von qualitativ behandelten, normierten Rohstoffen aus dem Recycling seien ein unerlässliches Regulativ für die Funktionalität der innereuropäischen Märkte.

 

Der bvse-Vizepräsident betonte, dass Deutschland die besten Erfassungssysteme mit der besten Qualität habe und dass die deutschen Papierfabriken eine Spitzen-Altpapiereinsatzquote von 79 Prozent vorweisen könnten. Um all dies zu erhalten, dürfe der Wert der Ware Altpapier auch in schwierigen Zeiten nicht verloren gehen und das gelinge auf Dauer nur über einen freien, funktionierenden Weltmarkt und nicht durch Abschottung und Abgrenzung.

 

Abfallverbringungsverordnung: Politik greift massiv in funktionierende Märkte ein

Die Novelle der EU-Abfallverbringungsverordnung entwickele sich jedoch "genau in diese Richtung" der Einschränkung und Behinderung. Die Politik greife – ohne zu unterscheiden zwischen qualitativ aufbereiteten Verwertungsabfällen einerseits und unbehandelten Abfällen andererseits – massiv in funktionierende Märkte von Sekundärrohstoffen ein. Der bvse sieht daher die erfolgreiche Arbeit der Branche massiv gefährdet durch die drohende Behinderung des freien Welthandels mit aufbereitetem Altpapier.

 

Umso wichtiger sei es, das Thema "Ende der Abfalleigenschaft für Altpapier" voranzutreiben. Altpapier könne nach Erfüllen bestimmter qualitativer Kriterien das Ende der Abfalleigenschaft erreichen. Dies entspreche bereits der gängigen Rechtsauffassung und Umsetzung in Spanien, Italien, Frankreich und der Wallonie – sowie in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Nach Ansicht des bvse ist es deshalb längst überfällig, dass der Gesetzgeber dies in Deutschland bundesweit anerkennt.

 

Pauschal unterstellter Vorteil einer Mehrwegverpackung sei nicht belegt

 

Der bvse-Vizepräsident ging in seinen Ausführungen ebenfalls auf die EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle ein, die momentan in Brüssel beraten wird. Der bvse begrüßt grundsätzlich die Ziele dieses Entwurfs, darunter die Stärkung des Verpackungsrecyclings auf dem Weg zu mehr Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit. Allerdings lehnt der bvse-Fachverband Papierrecycling die generelle Vorgabe zum verbindlichen Einsatz wiederverwendbarer Verpackungen ab. Der dabei pauschal unterstellte Vorteil einer Mehrwegverpackung sei nicht belegt. „Im Gegenteil: Der Aufbau notwendiger Rücknahmesysteme für Verpackungen aus PPK brächte deutlich mehr negative als positive Effekte mit sich. Das erfolgreiche, höchst effiziente Recyclingsystem von PPK-Verpackungen – also die Wiederverwertung statt Wiederverwendung – würde nachhaltig Schaden nehmen und getreu dem Motto: „never change a running system“ sollte hieran nichts geändert werden“, so Steingaß.

 

Weitere Informationen:

www.bvse.de

 

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