Deutsche Hülsenindustrie
Unruhiger Jahresbeginn 2021
Neben pandemiebedingten und regulatorischen Zusatzkosten bringt vor allem der Altpapiermarkt mit steigenden Preisen und zunehmender Verknappung massive Auswirkungen.
Die Logistik für die Rohmaterialien sowie die fertigen Produkte stellt bereits seit Ende 2020 eine große Herausforderung dar. Der mittlerweile vollzogene Brexit, die damit einhergehenden Staus und Verzögerungen aufgrund notwendiger zusätzlicher Zollformulare, aber auch die pandemiebedingt ständig wechselnden Vorgaben beim grenzüberschreitenden Verkehr innerhalb Europas sorgen für Probleme. Im Grenzbereich – nicht nur an den EU-Außengrenzen zu Großbritannien – erhöhen sich die Standtage der Rohstoff- und Produktlieferungen. Die Folgen sind eine Verknappung des Frachtraums und steigende Kosten.
Dies kommt zu einem Zeitpunkt an dem die Frachtkosten durch die neu eingeführte CO2-Steuer in Deutschland zusätzlich den Druck auf die Unternehmen erhöhen. Da die Steuer auch die Energiekosten treibt, sind die Hersteller von Hartpapierhülsen gleich doppelt betroffen.
Die größte Herausforderung ergibt sich aktuell durch den mittlerweile europaweit leergefegten Rohstoffmarkt für Altpapier. Die im Dezember deutlich angestiegene Nachfrage aus dem Onlinehandel, welche bereits zum Jahreswechsel breitflächig zu Rohstoffkostensteigerungen auch bei Hülsenkarton geführt hat, setzte sich unerwartet auch nach Weihnachten ungebremst fort. Zusammen mit dem Bedarf aus den zwischenzeitlich sich wieder erholenden weiteren Industriebranchen führt dies zu einer starken Verknappung am Markt welche sich auch auf absehbare Zeit eher noch verschärfen wird.
Da die Hersteller von Hartpapierhülsen der kundenseitig in der Pandemie verstärkt nachgefragten unbedingten Lieferfähigkeit dennoch weiterhin nachkommen, erscheinen weiter steigende Rohstoffkosten im Bereich Altpapier und Hülsenkarton unausweichlich. Zusätzlich steigen hierdurch auch die Verpackungskosten fertiger Waren. Die Gesamtentwicklung des Marktes in Deutschland gleicht dabei der in den weiteren europäischen Ländern.
Die während der akuten Phase schon im Frühjahr 2020 branchenweit getroffenen Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und den Schutz der Arbeitnehmer und Mitbürger bestmöglich zu gewährleisten, sind weiterhin aktiv. Mit umfangreichen Anpassungen des Produktionsalltags wurden unter anderem die von dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) sowie der BG ETEM empfohlenen Arbeitsschutzmaßnahmen umgesetzt. Dies führte neben den Produktivitätssenkungen durch angepasste Schichtmodelle in der Produktion auch bei den administrativen Tätigkeiten zu andauernden Kostensteigerungen. Auch Personalengpässe aufgrund geschlossener Schulen und Kitas sowie vorsorglicher Quarantänemaßnahmen müssen weiterhin ausgeglichen werden.
Insgesamt ist die Branche angesichts der getroffenen Maßnahmen zuversichtlich, die Lieferfähigkeit auch weiterhin aufrecht zu erhalten. Dennoch haben sich die Faktoren, welche Sorgen bereiten, vervielfältigt und verstärkt.
Hintergrundinformation:
Die Fachvereinigung Hartpapierwaren und Rundgefäße e.V., abgekürzt FHR, ist am 9. September 1949 in Frankfurt (Main) gegründet worden. Die FHR bezweckt die Wahrung und Förderung der gemeinsamen wirtschaftlichen, fachlichen und technischen Interessen des gesamten Faches der Hartpapierhülsen, -rohre, -dosen, -fässer, -becher sowie der Textilhülsenindustrie. Sie vertritt diese Interessen im Rahmen des allgemeinen wirtschaftlichen, fachlichen und technischen Aufgabenbereiches bei deutschen Behörden, Wirtschaftsorganisationen, Verwaltungsstellen sowie gegenüber ausländischen Fachorganisationen.