Nach 23 Jahren sagt die VESTRA DANKE!
PTS schließt Versuchsstreichanlage VESTRA
Die in den ersten Jahren durchgeführten Entwicklungen können mit dem Motto „immer schneller…immer leichter“ am besten charakterisiert werden. Dieser generelle Trend bei den graphischen Papieren spiegelte sich natürlich auch in der Arbeit der VESTRA wieder, die mit einer maximalen Geschwindigkeit von 2500m/min diesen hohen Anforderungen gerecht wurde. Die Kunden kamen dabei fast ausschließlich aus der Zulieferindustrie, die ihre Produkte wie Binder und Pigmente oder Hilfsmittel mit Hilfe der Versuchsstreichanlage für diese Anforderungen entwickelten und optimierten. Dazu zählten natürlich in starkem Maße die Gesellschafter und Beiräte selbst. Ein von ihnen ins Leben gerufener „Technischer Ausschuss“ führte zudem gemeinsame Multiclient-Projekte in Zusammenarbeit mit Anwendern aus der Papierindustrie auf der Anlage durch. Dazu kamen über Forschungsprojekte der PTS finanzierte sowie „frei am Markt“ akquirierte Versuchstage.
Um weiterhin fit für den Markt und dessen Erfordernissen zu bleiben, entschieden sich die Gesellschafter 1996 für den Einbau einer Filmpresse. Eine richtige Entscheidung, wie die Entwicklung in der Papier- und Kartonindustrie zeigte. Schon im Jahr 1998 erweiterte ein drittes Auftragswerk, durch den Gesellschafter Jagenberg zur Verfügung gestellt, die Möglichkeiten der Anlage. Dieses als „Modulares Combi Blade (MCB)“ bezeichnete System wurde nach der Übernahme von Jagenberg durch Voith mit einem Jetflow F als fixe Lösung ausgerüstet.
Ab etwa der Jahrtausendwende führte schließlich die zunehmende Konkurrenz der digitalen Medien zu einem anhaltenden Rückgang bei den graphischen Papieren und damit zu einem generellen Umbruch in der Papierindustrie, der bis heute andauert. Als Folge zogen sich die Unternehmen der Zulieferindustrie immer stärker als Kunden zurück. Als Ausgleich gelang es der VESTRA jedoch, immer mehr Papierfabriken und auch Kartonfabriken als Kunde zu gewinnen. Dieser Übergang führte dennoch zu wirtschaftlichen Problemen, die im Jahr 2005 in der Liquidation der VESTRA GmbH und der Übernahme der Anlage durch die Papiertechnische Stiftung mündeten.
Die Geschäftsführung der PTS sah für den erfolgreichen Betrieb der Anlage eine große Chance, wenn es gelänge, den Kreis der Kunden deutlich zu erweitern. Dazu sollte die bisherige Ausrichtung auf graphische Papiere um neue Angebote für Spezialpapiere und Verpackungen ergänzt werden. Das erforderte jedoch eine völlig neue Technologie und so wurde 2006 von den Unternehmen Andritz BMB, GAW und Troller ein Curtain-Coater (3 Lagiger Slide) eingebaut. Damit unterstrich die VESTRA ihren Anspruch, die modernste Versuchsstreichanlage Europas zu sein.
Dank dieser Investition konnte das Angebot auf Karton und Spezialpapiere ausgebaut werden, so dass vermehr Hersteller aus dem Verpackungsbereich die Dienste und das Know-how der VESTRA in Anspruch nahmen – und dies nicht nur aus Europa. Diese Entwicklung bekam zusätzlichen Auftrieb durch die erhöhten Anforderungen an Lebensmittelverpackungen im Zusammenhang mit der Migration unerwünschter Stoffe wie Mineralöl. Bei der Entwicklung wirkungsvoller Barrieren spielte die Versuchsstreichanlage eine herausragende Rolle. Sowohl in Kundenprojekten wie auch in PTS-Forschungsprojekten wurden dabei wegweisende Ergebnisse erzielt.
Die VESTRA hat in den 23 Jahren ihres Bestehens in 2718 Versuchstagen wertvolle Arbeit für ihre Kunden aus der ganzen Welt wie auch für die Papier- und Kartonindustrie insgesamt geleistet. Aufgrund der Schließung des Standortes München der Papiertechnischen Stiftung wurde die Anlage am 27. November 2017 um 14.30 Uhr für immer abgeschaltet. Der Curtain Coater wurde von der finnischen KCL gekauft; so bekommt zumindest der mondernste Teil der Anlage ein „zweites Leben“.
Die Mannschaft der VESTRA dankt ihren Kunden und Partnern für die jahrzehntelange Zusammenarbeit und Unterstützung.
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