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Thailands Papierindustrie auf Expansionskurs
Exportintensität beflügelt Branche
Begünstigt wird die Branche insbesondere von der hohen Exportintensität führender Industriebranchen wie zuvorderst dem Automobilbau, der Nahrungsmittelverarbeitung sowie der Elektro- und Elektronikindustrie. Im Jahr 2012 belief sich Thailands Gesamtexport auf 229 Mrd. US$, was fast 63% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entsprach. Dies generiert zweifellos eine bedeutende Nachfrage nach Verpackungsmaterialien aus Papier und Karton.
Dieser vorteilhafte Hintergrund verhalf der Branche im vergangenen Jahrzehnt zu einem gewissen Wachstum in Kapazität und Produktion, wenn auch längst nicht so stark wie in der Gesamtindustrie. Laut der Central Bank of Thailand stieg der Manufacturing Production Index (MPI) für die gesamte Industrie vom Basisjahr 2000 bis 2012 von 100,0 auf 181,6 Punkte, während es der MPI für Papier und Papierprodukte nur auf 118,2 Punkte schaffte. Zyklische Oszillationen prägen den Verlauf der Indexkurve, während Naturkatastrophen (Erdbeben in Japan, Flutkatastrophe in Thailand) oder eine Abschwächung der Weltkonjunktur längere Talfahrten mit sich bringen.
Die gesamte Industriebranche zählt an die 3.000 Betriebe, überwiegend kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Die Industrievereinigung Thai Pulp and Paper Industries Association (TPPIA) zählt 28 Unternehmen, doch sind nicht alle Großbetriebe Mitglied. Unternehmensdaten mit Angaben zu Produkten, Herstellung und Kapazität finden sich im ""2010-2012 Directory"" der TPPIA.
Bei Produkten differenziert die TPPIA zwischen Zellstoff und Papier, letzteres aufgeteilt in die fünf Rubriken Kraftpapier, Druck- und Schreibpapier, Pappe, Zeitungspapier und Hygienepapier. Die Zeitreihe über den Fünfjahreszeitraum 2008 bis 2012 zeigte nur geringe Veränderungen. Bei Zellstoff (ausschließlich Kurzfaser) lag die Produktion 2012 mit voraussichtlich 1,1 Mio. t gleich hoch wie 2008, während die Papierherstellung nur leicht von 4,2 Mio. auf knapp 4,4 Mio. t (+3,0%) anstieg.
Stärker zugelegt hat über den Zeitraum 2008 bis 2012 aber der Import sowohl bei Zellstoff (+19,8%) wie auch Papier (+11,1%). Der Zellstoffimport besteht zu drei Vierteln aus Langfasern mit den Hauptlieferländern Kanada, Schweden, Neuseeland und Südafrika. Thailands Gesamtexport verringerte sich hingegen, sehr ausgeprägt bei Zellstoff (-46,1%) und etwas geringer bei Papier (-6,1%). Die wichtigsten Absatzmärkte sind VR China, USA, Korea (Rep.) sowie die ASEAN-Länder.
Branche wächst im Rhythmus des BIP
Bei ihren Prognosen für die kommenden drei Jahre (2014 bis 2016) setzt die TPPIA auf Wachstum. Bei Zellstoff soll die Produktion bis 2016 auf 1,4 Mio. t, die Kapazität auf 1,6 Mio. t und der Konsum auf 1,7 Mio. t ansteigen. Bei Papier wird bis 2016 eine leichte Erhöhung der Kapazität auf knapp 5,3 Mio. t antizipiert, während der Konsum aber kontinuierlich stark auf 4,6 Mio. t zulegen soll. Für den Zeitraum 2012 bis 2016 ergäbe sich somit ein Zuwachs des Papierkonsums um insgesamt 17%.
Führende Unternehmen gehen davon aus, dass die Branche im Prinzip im Rhythmus des BIP wachsen wird. Insofern Thailand für die kommenden Jahre durchweg Zuwachsraten von 4 bis 5% unterstellt werden, wäre somit auch der langfristige Marktausblick positiv. Den Inlandsmarkt beliefern Dutzende von größeren lokalen Papier- und Zellstoffbetrieben, angeführt von SCG Paper und Double A. Zu den größeren regionalen Papierlieferanten zählt vor allem die in Singapur registrierte Asia Pulp and Paper mit mehreren Produktionswerken in der Region, darunter auch Indonesien und VR China.
Marktführer bei Zellstoff ist Double A mit einer Jahreskapazität von 560 000 t, danach folgen Phoenix Pulp & Paper (235 000 t), Panjapol Pulp Industry (110 000 t), SCG Paper (105 000 t), Environment Pulp & Paper (100 000 t) und Siam Cellulose (86 000 t). Bei Kraftpapier dominieren die Unternehmen Thai Kraft Paper Industry (600 000 t), Hiang Seng Fibre Container (500 000 t), Siam Kraft Industry 380 000 t), Panjapol Paper Industry (300 000 t), Thai Cane Paper (285 000 t) und Asia Kraft Paper (240 000 t). Bei Druck- und Schreibpapier führt auch wiederum Double A (550 000 t) vor Thai Paper (293 000 t) und Phoenix Pulp & Paper (200 000 t), die beide Tochterunternehmen von SCG Paper sind. Bei Pappe liegt die Thai Union Paper Industry (157 000 t) vorn, bei Zeitungspapier Norske Skog (135 000 t) und bei Hygienepapier stehen Berli Jucker Cellox (41 910 t) und Kimberly-Clark Thailand (37 000 t) an der Spitze.
Papierhersteller auf Expansionskurs
SCG Paper produziert Zellstoff, Schreib- und Druckpapier, Verpackungspapier sowie Wellpappe und verbesserte 2011 den Umsatz um 6% auf umgerechnet rund 1,4 Mrd. €. Der Aktionsradius schließt zunehmend auch Großanlagen in anderen ASEAN-Ländern wie Malaysia, Singapur, Philippinen und vor allem Vietnam (Vina Kraft Paper, Alcamex Packaging) ein. Gemeinsam mit der Nippon Paper Group errichtet SCG Paper für umgerechnet rund 70 Mio. US$ eine Anlage für maschinengeglättetes MG-Papier in Thailand, wobei Nippon Paper mit 55% die Mehrheit am Joint Venture hält.
Ebenfalls auf Expansionskurs befindet sich Double A. Bei Druck- und Schreibpapier wird die bisherige Jahreskapazität von 620 000 t mit der neuen Advance Paper Mill 3 um weitere 220 000 t aufgestockt. Überdies sicherte sich die Gruppe auch ein gewichtiges Standbein in Myanmar. Gegen vier internationale Mitbewerber gewann Double A die Ausschreibung für den Betrieb der Papiermühle in Thapaung in der Region Ayeyarwady - wie es heißt wegen des höheren Beschäftigungseffekts und der geringeren Umweltbelastung. Aktuell beschäftigt die Mühle 1 800 Arbeitskräfte. Zusätzlich ist eine neue Papieranlage für 300 Mio. US$ mit einer Jahreskapazität von 300 000 t geplant. Der meist verwendete Rohstoff in Myanmar ist Bambus.
Die norwegische Norske Skog Group verabschiedete sich im November 2013 aus Thailand als ihrem letzten Standort in Asien. Der größte Produzent von Zeitungspapier wurde für 1 Mrd. Baht (B; circa 23 Mio. €; 1 € = 43,7 B) von der Charoen Aksorn Group (CAS) übernommen, einem thailändischen Hersteller von Druckereibedarf. Laut der Tageszeitung Bangkok Post war der über die letzten vier Jahre auf 70 Mio. B akkumulierte Verlust für den Ausstieg verantwortlich, während der jetzige Eigentümer mit der umfirmierten CAS Paper Mill zum größten Hersteller von Andruckpapier avancieren will.
Thailands Bedarf an Andruckpapier für die Tageszeitungen beträgt 230 000 t pro Jahr. Die Hälfte bestreitet die CAS Group, die aus Korea (Rep.), USA und Schweden importiert, während der Rest aus der Anlage von Norske Skog in Singburi kam. Die Industriegruppe erwartet für 2014 einen Umsatz von 2,5 Mrd. B, wobei sich der Anteil des Papierzweigs von 50 auf 65% erhöhen soll. CAS selbst will nochmals rund 250 Mio. B in neue Drucktechniken investieren zwecks Senkung von Kosten und Produktpreisen.
Gewinn durch Umweltfreundlichkeit
Der Aspekt der Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren stärker in den Blickpunkt der größeren Unternehmen und ihrer Branchenvereinigung TPPIA gerückt. Pressemeldungen zufolge sollen mehrere Zellstoff- und Papierhersteller bemüht sein, mehr umweltfreundliche Geschäftspraktiken einzuführen, um negative Publizität zu vermeiden.
Aufmerksamkeit erzielte beispielsweise Double A mit ihrem Papierprogramm Khan-Na (deutsch: Grad). Das Programm involviert rund 1,5 Mio. Reisbauern in der Pflanzung von Bäumen in den Leerflächen zwischen den Reisfeldern, was den Farmern zusätzliche Einkommen generiert. Nach eigenen Angaben werden jährlich 390 Mio. Bäume gepflanzt, die 6,7 Mio. t CO2-Ausstoß absorbieren, während der Abfall als Biomasse zur Energieerzeugung in den eigenen Papiermühlen genutzt werde. Mit Khan-Na gewann Double A im Jahr 2011 den ""Asia Corporate Responsibility Award for Poverty Alleviation"".
Auch SCG Paper bemühte sich um die Einführung umweltfreundlicher Produkte. Darunter finden sich beispielsweise ""grüne"" Wellkartonagen mit einem geringeren Papiereinsatz oder eine neue Papierform aus ausschließlich recyceltem Papier, zertifiziert vom Forest Stewardship Council. Überdies sind die meisten Großanlagen in der Erzeugung erneuerbarer Energien durch eigene Biomasseanlagen engagiert.
Für die Reduktion von CO2 und anderen Grünhausgasen (GHG) wurden drei Carbon Footprint-Projekte für Produkte, Industrien und Organisationen initiiert. Immer mehr Produkten wurde ein ""Green Label"" verliehen, das durch das Thai Industrial Standards Institute (TISI) und das Thai Environmental Institute (TEI) implementiert wurde. Überdies sind laut TPPIA bereits zehn Zellstoff-und Papierhersteller nach dem Umweltstandard CSR-DIW zertifiziert (Corporate Social Responsibility - Departement of Industrial Works), der nach dem Standardzertifikat ISO 26000 ausgerichtet ist. Verantwortlich für Effizienzsteigerungen im Recycling von Papiermaterialien ist der Thai Pulp and Paper Industry Club unter dem Industrieverband Federation of Thai Industries (FTI) in Kooperation mit dem Umweltinstitut Thailand Institute of Packaging and Recycling Management of Sustainable Environment (TIPMSE).
Foto: Germany Trade & Invest
www.gtai.de
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